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HOFCAPELLE CARLSRUHE „Molters Miniatur-Opern“
„Neuerscheinung mit zahlreichen Weltersteinspielungen“
Cover und Layout: Irene Berg
Tonmeister: Holger Siedler, THS-Medien
Die CD ‚Molters Miniatur-Opern‘ können Sie zum Preis von 14,95 € erwerben.
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Hörproben:
Johann Melchior Molter (1696-1765)
„Pensa ben mio“ Cantate für Sopran und Streicher
Joseph Alois Schmittbaur (1718-1809)
Symphonia G-Dur Allegro Assai
Johann Melchior Molter (1696-1765)
Sonate e-moll für Violine und BC Allegro
Friedrich Schwindl (1737-1786)
Quartett D-Dur: Allegro moderato
Die Komponisten und Kompositionen der CD
von Martin und Kirstin Kares
Johann Melchior Molter (1696-1765), Komponist der „Miniatur-Opern“, stand von 1719 – 1733 und von 1743 bis zu seinem Tode im Dienst der Markgrafen Carl Wilhelm von Baden-Durlach und seinem Enkel Carl Friedrich mit Dienstsitz im Karlsruher Schloss. Er war zunächst als Geiger, später als Kapellmeister der Hofkapelle angestellt. Die erste wie auch die beiden anderen zu Herzen gehenden Cantaten dieser CD von Johann Melchior Molter sind eigentlich kleine Opernszenen: Arien, häufig in da capo-Form, umrahmen ein Rezitativ. In der ersten Cantate folgt auf einen für die Sängerin technisch anspruchsvollen A-Teil ein kurzer B-Teil, nach dem Rezitativ wird der A-Teil wiederholt. Die Handlung: Für die Geliebte wäre es leichter, den Tod des Geliebten zu ertragen, als dass er ihr untreu wäre. Der Text der Arie stammt von Zeno Apostolo und ist auch in dem von Leonardo Leo vertonten „Vologeso“ enthalten. Der Rezitativtext kommt in dieser Quelle nicht vor und stammt vermutlich von Molter. Johann Melchior Molter war in seinem Leben zweimal in Italien. Das erste Mal wird er als Geiger – jung verheiratet und eine schwangere Frau zurücklassend – von Markgrafen zu einem zweijährigen Studienaufenthalt nach Italien geschickt. Welche Auszeichnung! – Aber auch: Welche Entsagung! 1733, wegen der kriegsbedingten Auflösung der Hofkapelle findet er mit seiner Familie Aufnahme am musikalisch ebenfalls sehr aktiven Hof in Eisenach. Nach dem Tode seiner ersten Frau geht Molter, wiederum von Markgraf Carl Wilhelm mit vollen Bezügen ausgestattet, für ein weiteres Jahr nach Italien. Man kann also davon ausgehen, dass Molter Italienisch beherrschte und sich seine Arientexte selber schreiben konnte. Der Karlsruher Hof beschäftigte eine ganze Reihe weiterer sehr guter Musiker und Kapellmeister, die auf dieser CD mit Kammermusikwerken vorgestellt werden. Sebastian Bodinus (c. 1700-1759) wirkte wie Molter mit Unterbrechungen in der Hofkapelle Karlsruhe: Er war Geiger und Oboist und kündigte 1723, da er bei Ausbruch eines der Erbfolgekriege befürchtete, als Oboist in das Regiment des Markgrafen versetzt zu werden und damit Kriegsdienst versehen zu müssen. Er ging in württembergische Dienste und kehrte 1728 als Konzertmeister unter Molter zurück. Seine Frau wurde als Sängerin engagiert. Molter und Bodinus pflegten ein freundschaftliches, kollegiales Verhältnis, was sich auch darin ausdrückte, dass Molter zweimal das Patenamt bei Kindern von Bodinus übernahm. Seine Triosonate d-Moll ist in typisch barockem Stil komponiert mit einer pfiffigen Gavotte am Schluss. Sebastian Bodinus Triosonate d-Moll für zwei Violinen und Basso Continuo (ca. 1700 – 1759) Giacinto Schiatti (?-1777) war der Nachfolger von Bodinus, also Molters Konzertmeister und nach dessen Tod ab 1765 sein Nachfolger als Kapellmeister. Schiatti stammte aus Ferrara und wurde 1754 vom Markgrafen als Geiger eingestellt. Da italienische Musiker zu dieser Zeit sehr hoch im Kurs standen, erhielt Schiatti 600 Gulden jährlich, 11 Gulden mehr als Molter, der als Kapellmeister sein Vorgesetzter war. Von Schiatti ist in der Badischen Landesbibliothek hauptsächlich Kammermusik erhalten. Giacomo Schiatti Sonate G-Dur für Violine und Basso Continuo Nach Schiatti wurde 1778 Joseph Aloys Schmittbaur (s.u.) zum Hofkapellmeister in Karlsruhe berufen. Schmittbaurs Konzertmeister war Friedrich Schwindl (1737-1786). In Amsterdam geboren wirkte dieser als erfolgreicher, durch ganz Europa reisender Violinvirtuose, bevor er in Karlsruhe angestellt wurde. Seine Kammermusikwerke und Sinfonien wurden in London, Amsterdam und Paris gedruckt, in der damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Die häufigste Methode der Verbreitung von Notenmaterial war ja immer noch die handschriftliche Kopie. Das Notenmaterial des Quartettes dieser CD stammt aus der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen und wurde ca. 1780 in London mit fünf weiteren Quartetten als op. 7 gedruckt, die Bayerische Staatsbibliothek besitzt diese Stücke in einem Pariser Druck von ca. 1775. Das zeigt, dass Schwindls Quartette recht weit verbreitet waren. Der Dichter, Organist, Komponist und Journalist Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 – 1791) schreibt über seinen Zeitgenossen Schwindl: „Er setzt nicht schwer, aber desto anziehender für Dilettanten. Sein Vortrag ist fließend, und sein Geist zur süßen Schwermuth gestimmt: daher wurde er ein Lieblingskomponist für die Secte der Empfindsamen.“ (aus: Ruth E. Müller „Erzählte Töne – Studien zur Musikästhethik im 18. Jahrhundert“, Stuttgart 1989) Friedrich Schwindl Quartett D-Dur für zwei Violinen, Viola und Basso Continuo (1737 – 1786) Der rührende Inhalt der zweiten Cantate Molters: Das vom Geliebten verlassene Herz findet Frieden bei Gräsern und bei Blumen. In dieser Miniatur-Oper wird das Rezitativ von zwei unterschiedlichen Arien gerahmt. Das Werk nimmt Bezug auf eine gleichnamige Kantate von Alessandro Scarlatti: Der vielgereiste Molter hat sie höchstwahrscheinlich auf seiner zweiten Rom-Reise 1738 komponiert. Johann Melchior Molter „Care erbette, amiche piante“, MWV 2.25 (1696 – 1765) Molter komponierte selbstverständlich nicht nur Cantaten. In der Badischen Landesbibliothek sind unter anderem zahlreiche Handschriften von Kammermusikwerken erhalten. Sechs Violinsonaten, zu denen auch die e-Moll-Sonate zählt, wurden 1722/23 in Amsterdam gedruckt, eine Besonderheit in der damaligen Zeit, in der die meisten Noten über handgeschrieben Kopien verbreitet wurden. Molter widmet dieses Opus 1 als Dank für sein italienisches Stipendendium dem Markgrafen Carl Wilhelm. Molter besuchte bei seinem ersten Italienaufenthalt Venedig und Rom und lernte höchstwahrscheinlich die Brüder Benedetto und Alessandro Marcello kennen, dazu Tomaso Albinoni und Antonio Vivaldi, bedeutende Komponisten ihrer Zeit. Die Violinsonate e-Moll weist Molter als exzellenten Geiger aus, der Einflüsse Vivaldis nicht verleugnen kann. Besonders interessant an Molters Werken ist, zu beobachten, wie er sich, aus der Barockzeit kommend und 11 Jahre nach Johann Sebastian Bach geboren, mit der Stilwende hin zu einem galanten Stil entwickelt und in seinen Sinfonien beispielsweise an die Instrumentation der Klassik herantastet. Johann Melchior Molter Sonate e-Moll für Violine und Basso Continuo Nachdem 1771 durch das Aussterben der Markgrafen von Baden-Baden mit der Residenz in Rastatt die dortige Hofkapelle aufgelöst wurde, übernahm der Karlsruher Hof deren Mitglieder einschließlich des Kapellmeisters Joseph Aloys Schmittbaur (1718-1809). Dieser sollte unter Giacinto Schiatti als Konzertmeister arbeiten. Zwischen den beiden knirschte es offenbar gewaltig: Schmittbaur wollte sich dem Molter-Nachfolger Schiatti nicht unterordnen und nahm 1775 die Stelle des Domkapellmeisters in Köln an. Nach dem Tode Schiattis 1777 kehrte Schmittbaur umgehend nach Karlsruhe als Hofkapellmeister zurück und wirkte dort bis 1809. In dieser Zeit lud das inzwischen regierende Markgrafenpaar Carl Friedrich und Caroline Luise Mitglieder der Hofkapelle zu Kammermusiken ein – er spielte Traversflöte, sie Cembalo, sicherlich eine besondere Ehre. Selbstverständlich erfuhr das Orchester während dieser Regentschaft besondere Förderung. Schmittbaurs Quartette op. 1 wurden Opfer früher Produkt-Piraterie: Findige Verleger in Paris druckten sie unter dem berühmten Namen von Joseph Haydn – wohl weil sie von dessen Kompositionen kaum zu unterscheiden waren. Die in kleiner Besetzung erklingende Streichersinfonie ist ein typisches Beispiel für das Musizieren in Krisen- oder Kriegszeiten. Schon Molter war angehalten, mit kleinen Orchesterbesetzungen auszukommen, wenn die Hofmusik zugunsten der Militärausgaben stark sparen und schrumpfen musste. Zwei leicht unterschiedliche Handschriften der Schmittbaur-Sinfonie liegen in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe und im Musikarchiv der Fürsten zu Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Joseph Aloys Schmittbaur Synphonia G-Dur für Streicher (1718 – 1809) Die Hofmusik in Karlsruhe zeichnete sich durch manche Besonderheit aus: Aus Kostengründen wurden keine teuren ausländischen Solisten, beispielsweise auch keine Kastraten für die Solopartien engagiert, dafür gab es neben den bis zu 40 Orchestermusikern auch einen 70-köpfigen Mädchenchor. Überschneidungen mit den sagenumwobenen Blumenmädchen des Markgrafen Carl Wilhelm können vermutet werden. Aus ihren Reihen gab es sicherlich auch einige Stimmbegabungen, aber das Beherrschen und Ausgestalten beispielsweise der in den Miniatur-Opern vorkommenden technisch anspruchsvollen Arien setzt eine profunde stimmliche Ausbildung voraus. Die in der letzten Cantate Molters besungene, in anmutigen Koloraturen aufsteigende Lerche, auch wenn sie unglücklich liebend und verzweifelt durch die Lüfte irrt, folgt einem knappen formalen Schema: Zwei Strophen einer Arie, diesmal ohne B-Teil, Rezitativ, kurze zweite Arie und dann die beiden Strophen der ersten Arie als Da-Capo. Interessant, wie die hier vorgestellten Cantaten sich vom Klanggefüge ähneln, im Detail doch eine sehr große kompositorische Vielfalt, besonders im formalen Aufbau, zeigen. Man kann sich natürlich in der heutigen Zeit fragen, warum sich so viele Wiederholungen in der damaligen Musik finden. Für welche Zwecke wurde diese Musik komponiert? In dieser Zeit gab es noch keine Tonkonserven, Musik zur Unterhaltung ist immer Live-Musik. Der Markgraf ist Gastgeber, Kerzenschein, leckeres Essen wird aufgefahren. Man plaudert mit dem charmanten Nachbarn oder der Nachbarin, die Hofkapelle begleitet die Sängerin, die Zeit vergeht wie im Flug. Falls man als Zuhörer abgelenkt ist, hat man dank der Wiederholungen eine neue Chance, die Schönheiten der Musik zu genießen. Gottfried von Rotenstein schildert dies in einem Bericht aus dem Jahr 1785 anlässlich eines Besuchs von Carl Theodor in Mannheim: Es war diesen Abend Akademie, oder – welcher Ausdruk mir passender zu seyn scheint – Konzert bei Hof. Ich […] eilte in den Rittersaal, wo das Konzert gegeben wurde. Der Hof kam erst nach sechs Uhr, und ich hatte also noch Zeit, mich umzusehen […]. Oben und rechter Hand an den Fenstern herab waren Spieltische gesezt, linker Hand ist der Plaz des Orchesters, etwas ueber der Fußboden erhaben und mit einem Gelender eingefaßt. Nach sechs Uhr kam der Hof, der Kurfuerst und beide Kurfuerstinnen samt den Hofdamen und Kavaliers. Die Musikh gieng nun an, und man sezte sich gleich zum Spiel. Oben am ersten Tisch sassen beide Kurfuerstinnen, und in ihrer Gesellschaft spielten die Frau van Sikkingen und van Dalberg. [… dann folgt Beschreibung der kurfürstlichen Herrschaften, deren Kleidung und Frisur]. Doch ich gab mich zulezt in Gedult, und horchte inzwischen auf das Orchester, das mich durch die bezaubernden Toene einer Mamsell Schaefer wieder mit meinem Schiksal aussoehnte. Der Kurfuerst stund etlichemal auf, und gieng mit einem heiteren Laecheln an den Spieltischen herum. – Und nun erhoben sich dann auch die beide Kurfuerstinnen von ihren Sesseln, kamen gegen das Orchester her, und hatten die Gnade, meine Neugierde durch ihr zugewandtes Antliz sattsam zu befriedigen. (aus: Rotenstein, Gottfried von, Bericht über eine Akademie am 12. Mai 1785, anlässlich eines Besuchs von Carl Theodor in Mannheim, in: ders., Lustreise in die Rheingegenden. In Briefen an Fr. J. v. Pf., Frankfurt und Leipzig 1791) Johann Melchior Molter „La Lodoletta“, MWV 2.33 (Text aus dem Booklet der CD mit freundlicher Genehmigung von Profil Media)
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Johann Melchior Molter „Pensa ben mio“, MWV 2.34
Cantate für Sopran und Streicher (BLB-Handschrift, Hrsgb. K. Kares)
Largo – Fuga allegro- Andante en Polonaise – Allegro un poco – Gavotte
(? – 1777) Andante – Allegro – Variatione (BLB-Handschrift, Hrsg. K. Kares)
Allegro moderato – Andante – Menuetto 1 und 2 (Hrsgb. K. Kares)
Cantate für Sopran und Streicher (BLB-Handschrift, Hrsgb. K. Kares)
Largo – Allegro – Allegro
Allegro assai – Andante – Presto (BLB-Handschrift, Hrsgb. K. Kares)
Cantate für Sopran und Streicher (BLB-Handschrift, Hrsgb. K. Kares)